Die Ausbildung in der Umweltschutzzug / ABC-Dienst: Doppelausbildung – Doppelbelastung

Die Umweltschutzeinheit – ABC-Dienst bildet in Wuppertal mit über 40 Feuerwehrmännern eine der personell größten Löscheinheiten der Freiwilligen Feuerwehr. Früher stand alleine die Ausbildung als Fachdienst im Katastrophenschutz im Vordergrund. Durch den Wandel der Aufgaben und die vermehrte Einbindung in das Einsatzgeschehen der Feuerwehr Wuppertal (z.B. Löschwasserrückhaltung, Umweltschutz) hat sich der Ausbildungsschwerpunkt immer mehr von ABC-Themen zu Feuerwehrthemen entwickelt. Dies bedeutet, dass heute alle Angehörigen dieser Einheit sowohl als Feuerwehrmänner als auch für ihre Aufgaben im ABC-Zug ausgebildet sind. Vom „untersten Mann“ bis zur „obersten Führungskraft“ wird eine zweifache Ausbildung (Feuerwehr- und ABC-Laufbahn) absolviert. Eine solche zweigleisige Qualifikation ist aber auch eine doppelte Belastung; schließlich muss jeder seiner Funktion entsprechen auf beiden Gebieten „fit“ sein.

In den nachfolgenden Abschnitten soll der Ablauf und die Inhalte der doppelten Ausbildung beschrieben werden. Nicht nur organisatorisch, sondern auch inhaltlich hat sich einiges verändert; dieser Wandel vom Früher zum Heute soll ebenfalls erläutert werden.

Es war einmal…

… Die Ausbildungsgruppe des ABC-Dienstes

Jedes neue Mitglied trat nach einem Bewerbungsgespräch und entsprechender Eignung in die Ausbildungsgruppe des ABC-Dienstes ein. Innerhalb dieser 10-15 Mann starken Gruppe absolvierte jeder, ABC-Anwärter genannt, eine 2-jährige ABC-Grundausbildung, die mit einer Prüfung abschloss.

Nach Vorgabe eines Musterausbildungsplanes des Bundes wurden alle ABC-Anwärter im 14-tägigen Rhythmus jeweils zwei Stunden durch eigene Ausbilder des ABC-Dienstes theoretisch und praktisch unterrichtet. Die Ausbildungsinhalte erstreckten sich z.B. über die nachfolgend aufgeführten Themen:

  • Aufgaben und Gliederung des ABC-Zuges
  • Arten und Wirkungen von Kernwaffen, biologische und chemischen Kampfstoffen
  • Grundbegriffe und Berechnungen im Strahlenschutz
  • Umgang mit Strahlenmess- und Nachweisgeräten
  • Umgang mit Prüfröhrchen und Spürkasten
  • Erkundungs- und Dekontaminationsabläufe
  • Einsatzübungen mit Schutzkleidung und technischem Gerät

 

Zeitgleich zur ABC-Grundausbildung musste jeder ABC-Anwärter, wie alle Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr, auch die Feuerwehr-Grundausbildung (TM 1) absolvieren. Daran schloss sich die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger an.
 
Zum Ende der zweijährigen ABC-Grundausbildung wurde das gesamte Wissen eines ABC-Anwärters in einer umfangreichen Prüfung beurteilt. Einem schriftlichem Test und einem Fachvortrag mit vorgegebenem Thema schloss sich eine praktische Einsatzübung im Gelände an. Nach bestandener Prüfung wurde jeder Prüfling zum ABC-Helfer ernannt und bekam das Fachdienstabzeichen verliehen. Mit der Versetzung in den Zug bedeutete dies zugleich, dass er den Standort der Ausbildungsgruppe im Gerätehaus „Am Brögel“ verlassen musste. Seine neue Unterkunft fand er nun im Katastrophenschutzzentrum „Am Dornloh“, wo der ABC-Zug und die gesamte Fachdienstausstattung stationiert waren.

 
Der ABC-Zug

Innerhalb des Zuges, der eigentlichen taktische Einheit des ABC-Dienstes wurde das theoretische und praktische Wissen des Helfers vertieft und vor allem in die Praxis umgesetzt. Hierzu zählte insbesondere der praktische Umgang mit den Fahrzeugen (Dekontamination-Merzweckfahrzeug, Erkundungswagen und Zugtruppfahrzeug) und Geräten (Hochdruckreiniger, Heißwasser-Dekontaminations-Anlage und Duschanlage mit Warmwasserbereitung).
 
Je nach Neigung und Eignung konnten weiterführende Lehrgänge, wie Maschinisten, Sprechfunker und Führungslehrgänge, an den Katastrophenschutzschulen des Landes (in Wesel) oder des Bundes (in Bad Neuenahr-Ahrweiler) besucht werden. Weiterführende Feuerwehrlehrgänge wurde bis dato nicht absolviert. Auf Grund der ABC-Grundausbildung war die Teilnahme am TM 2 freigestellt.
 
Mit Abschluss der ABC-Grundausbildung konnte jeder Helfer zum Oberfeuerwehrmann befördert werden. Wenn weiterführende Lehrgänge, wie z.B. der ABC-Gruppenführer absolviert wurden, so wurde der Dienstgrad „Brandmeister“ verliehen.

Die Neustrukturierung der Ausbildung

Im Jahre 1989 fanden erste Gespräche mit der Berufsfeuerwehr statt, um das im ABC-Dienst vorhandene Potential für „Alltagseinsätze“ der Feuerwehr besser zu nutzen. Zeitgleich zur Einbindung in die Alarm- und Ausrückeordnung (AAO) der Feuerwehr wurde ein 18 Jahre altes LF 8 in Eigenarbeit zum GW-ABC umgebaut und Ende 1990 fertiggestellt.

Die Integration in das Einsatzgeschehen brachte nunmehr die Möglichkeit, das in der Ausbildung erworbene Fachwissen umzusetzen. Während andere Themen immer mehr in den Hintergund traten („Atomwaffen“,…), so standen nunmehr Themen des Umweltschutzes („Ölspurbeseitigung“,…) im Vordergrund.

Anfangs war der Ausrückebereich für solche Ölspureinsätze nur auf die Innenstadtbereiche Elberfeld und Barmen festgelegt worden. Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Einsätze im gesamten Stadtgebiet gefahren, wobei die Ausrüstung des ABC-Dienste, wie z.B. der Hochdruckreiniger, vermehrt angefordert und eingesetzt wurde.

Die originären Aufgaben der Brandbekämpfung und Technische Hilfeleistung, wie sie von allen Löscheinheiten der Freiwilligen Feuerwehr Wuppertal durchgeführt werden, wurden vom ABC-Dienst nicht wahrgenommen. Der Schwerpunkt lag immer auf dem Gebiet des Umweltschutzes.

Diese Spezialisierung der Einheit war sicherlich auch der Grund dafür, dass die Einheit mit der Aufgabe der Löschwasserrückhaltung für das gesamte Stadtgebiet beauftragt wurde. Ein entsprechendes Löschwasserrückhaltesystem wurde auf Grund der gesetzlichen Vorschriften und Wuppertaler Gegebenheiten (getrenntes Kanalsystem) von der Feuerwehr beschafft und mit Wirkung des 1. Januars 1992 bei der Einheit stationiert und in Dienst gestellt. Als provisorisches Einsatzfahrzeug diente ein 16 Jahre altes LF 8, das später von der Berufsfeuerwehr hierfür umgebaut wurde und seit 1993 als GW-LWR (Gerätewagen Löschwasserrückhaltung) eingesetzt wird.

Durch den Einsatz der Löscheinheit bei der Brandbekämpfung ist es für diese aus organisatorischen und personellen Gründen unmöglich, eine effektive Löschwasserrückhaltung zeitgleich aufzubauen. Der ABC-Dienst kann sich dieser Aufgaben von Anfang an voll widmen, da er nicht zur Brandbekämpfung eingesetzt wird.

Diese Spezialisierung auf Umweltschutzeinsätze, wie Ölspurbeseitigung und Löschwasserrückhaltung, führte zur Umbenennung der Einheit in die neue Bezeichnung „Umweltschutzeinheit – ABC-Dienst“.

Kontinuierlich wurde auch die Ausbildung diesem Geschehen angepasst, so dass sich heute die Ausbildungsinhalte über folgende Bereiche erstreckt:

  • Löschwasserrückhaltung
  • Ölschadensbekämpfung
  • Schutzkleidung und Ausrüstung für Strahlenschutz- und Gefahrguteinsätze
  • Mess- und Nachweisgeräte für Strahlenschutz- und Gefahrguteinsätze
  • Kennzeichnung gefährlicher Stoffe und Güter
  • Dekontaminationen von Einsatzkräften, Schutzkleidung und Ausrüstung
  • allgemeines taktisches Wissen
  • Gliederung und Einsatzaufgaben eines ABC-Zuges

Die drei Ausbilder der Einheit waren somit ständig gefordert, neue Themen für die Ausbildung zu gestalten. Für viele Themen gab und gibt es bis heute keine entsprechenden Ausbildungsmittel (Literatur, Folien, Dias), auf die zurückgegriffen werden konnte. Eine solche Unterrichtsvorbereitung nimmt oftmals ein bis zwei ganze Tage in Anspruch. Dabei werden für jeden theoretischen Unterricht Folien entworfen, erstellt und kopiert. Mit der Zeit entstanden 1.500 Folien aus eigener Produktion, auf die nun zurückgegriffen werden kann.

Als Beispiel möge an dieser Stelle das Thema „Löschwasserrückhaltung“ aufgeführt werden. Außer der Vertreterrepäsentation auf dem Hof der Feuerwache 1 und dem Herstellervideo existieren keine Hilfsmittel für eine Unterrichtsvorbereiung und -gestaltung. Nach welchen Vorgaben und Richtlinien sollte man nun ausbilden, wenn Lehrinhalte, wie sie in der FwDV 2/2, in GSGS-1 und Strahlenschutz-1 aufgeführt sind, nicht existieren? Anhand von theoretischen Überlegungen (Planspiel), Übungen und Erfahrungen aus Einsätzen wird allmählich eine Struktur für die Ausbildung und für den Ablauf im Einsatz erarbeitet und in einer Richtlinie festgelegt. Intern wird diese als„FwDV 15: Die Gruppe im Einsatz der Löschwasserrückhaltung“ bezeichnet.

Seit Anfang 1995 unterstützen die Gruppenführer des Zuges und einige andere Kameraden die bisherigen Ausbilder. Innerhalb dieser zwölfköpfigen Gruppe werden die Ausbildungsthemen geplant, die während der Dienstabende im 14-tägigen Rhythmus für ca. 2-3 Stunden und an den vier eintägigen Samstagsübungen im Mittelpunkt stehen.

Die Trennung „Zug“ und „Ausbildungsgruppe“ existiert seit 1991 nicht mehr. Die gesamt Einheit, vom ABC-Anwärter bis zum -Zugführer, wird seitdem an den Dienstagsabenden gemeinsam ausgebildet. Durch die größere Zahl von Ausbildern ist es nunmehr möglich, dass bei einer Stationsausbildung die jeweiligen Gruppen klein gehalten werden. Neben einer persönlichen und zeitlichen Entlastung des einzelnen Ausbilders, wird auch die Qualität der Ausbildung erhöht.

Die Weiterbildung der ABC-Helfer wird auch durch Lehrgänge ermöglicht, die in der Regel an der Katastrophenschutzschule stattfinden. Die Teilnahme am TM 2-Lehrgang ist erst seit 1989 Pflicht. Weiterführende Feuerwehrlehrgänge (TF-Lehrgang) konnten erst seit 1991 wahrgenommen werden, da diese Lehrgänge den anderen Löscheinheiten vorbehalten waren. Bis dahin wurden die Einsatzkräfte über Jahre hinweg von ABC-Führungskräften geführt.

Da im ABC- bzw. Feuerwehrbereich die Führungsstrukturen gleich sind, aber die Lehrgangsinhalte z.T. variieren, erreichen beide Gruppenführer eine ähnlich Qualifikation für ihre Aufgabe. Während den Absolventen eines F-III- bzw. F-IV-Lehrganges der entsprechende Dienstgrad verliehen wird, so sind die Absolventen eines ABC-Gruppen- bzw. -Zugführer-Lehrganges seit einigen Jahren von dieser Regelung ausgeschlossen. Die ABC-Qualifikation bzw. -Funktion ist heute anhand des Dienstgrade nicht mehr erkennbar. Somit kann heute ein ABC-Zugführer den Dienstgrad „Oberfeuerwehrmann“ haben und bei Einsätzen der Umweltschutzeinheit die Einsatzführung seiner Kräfte übernehmen.

Nach Schließung der Katastrophenschutzschule des Landes in Wesel können nur noch in Heyrothsberge weiterführende ABC-Lehrgänge besucht werden (bis ca. Ende 1997). Da der Bund mit seiner Neustrukturierung des Katastrophenschutzes bisher keine Ausbildungsrichtlinien für die geplante ABC-Komponenten vorgelegt hat, ist hier die Einheit gefordert, dieses Manko durch die Festlegung von Ausbildungsinhalten und durch die eigene Ausbildung abzufangen.

Der ABC-Zug, welcher zukünftig aus sog. ABC-Komponenten besteht, ist weiterhin Teil des Katastrophenschutzes. Obwohl Ausstattung der einzelnen Komponenten in Zukunft immer besser für Feuerwehreinsätze geeignet ist, so wird weiterhin durch die Aufgaben und die Ausstattung der Komponenten eine spezielle Ausbildung erforderlich sein. Auch zukünftig wird in dieser Einheit die doppelte Ausbildung (Feuerwehr und ABC-Wesen) notwendig sein und durchgeführt werden.

Für die Aufgaben im Einsatzgeschehen der Feuerwehr Wuppertal (Umweltschutzeinsätze) sind u.a. zukünftig die Ausbildungslehrgänge „ABC-Einsatz“ und „ABC-Erkunder“ für alle Mitglieder anzustreben; der Besuch entsprechender Lehrgänge für Führungskräfte sollte möglich sein.

Ungeachtet der zukünftigen Entwicklungen verfügt die Feuerwehr Wuppertal bereits heute über eine personell starke Sondereinheit der Freiwilligen Feuerwehr Wuppertal.