In den nächsten zwei Jahren versuchte sich der ABC-Dienst in die Freiwillige Feuerwehr zu integrieren, um eine bessere Einbindung in den Katastrophenschutz der Stadt Wuppertal zu erreichen.
In einem Schreiben des zuständigen Sachbearbeiters „Einsatz/Organisation der Katastrophenschutzeinheiten“ an den damaligen Amtsleiter des Amtes für Zivilschutz wurde zu dieser Integration folgendes bemerkt:
„[…]Leider war die Entwicklung der 3 ABC-Züge in Bezug auf eine bessere Zusammenarbeit mit allen Kräften und Organisationen des Katastrophenschutzes nicht so, wie man es sich vorstellte. Es stellte sich heraus, daß eine gemeinsame Benutzung der Ausrüstung und der Spezialfahrzeuge von mehreren Einheiten (ABC-Züge) dazu führte, daß die hochempfindlichen Geräte und Ausrüstungsgegenstände nicht in dem erforderlichen Umfang gewartet wurden, so daß ein höherer Verschleiß festzustellen war. Da es sich dabei ausschließlich um Bundesausstattung handelte, war mit einer Neubeschaffung von Ausrüstung nicht zu rechnen. […]“
Der wesentliche Faktor wurde jedoch in der vollkommen mangelhaften Zusammenarbeit der ABC-Einheiten mit den anderen Trägern und Einheiten des Katastrophenschutzes gesehen. Man stellte fest, dass eine Integration der ABC-Einheiten in den Verband der Freiwilligen Feuerwehr nicht in dem erforderlichen Umfang stattgefunden hatte. Nach damaliger Auffassung lag das im Wesen der Freiwilligen Feuerwehr, die auf eine lange Tradition zurückblicken kann und anderen Hilfsorganisationen skeptisch gegenüber steht. Auf Grund der Tatsache trat eine Verunsicherung bei den Führungskräften und den Helfern der ABC-Einheiten auf, die nach Meinung des Amtes 38 (Amt für Katastrophenschutz) die Einsatzbereitschaft erheblich in Frage stellte. Die ABC-Einheiten wurden als Anhängsel der Freiwilligen Feuerwehr gesehen und das könnte sich die Stadt Wuppertal in bezug auf die Wichtigkeit der ABC-Einheiten infolge der Industriestruktur nicht leisten.
Die Situation der ABC-Einheiten stellte sich zu diesem Zeitpunkt (Oktober 1977) so dar, dass vom Bund ein ABC-Zug mit 42 Helfern anerkannt und in die 1. Stufe der Verstärkung aufgenommen war. tatsächlich existieren 3 ABC-Züge mit 125 Helfern, wobei die Ausrüstung und die Mittel des Bundes nur für die Ausbildung eines Zuges vorhanden war.
Zur Lösung dieses Problems schlug man vor, daß der II. ABC-Zug wieder dem Amt 38 als Regieeinheit zurückgeführt werde. Die restlichen Einheiten und Helfer sollten kontinuierlich in den Brandschutz integriert werden, wobei die ausgebildeten ABC-Helfer den Stamm für die ABC-Trupps der Brandschutzeinheiten bilden sollten.
Mit diesem Lösungsvorschlag war das Amt 37 (Feuerwehr) in keinster Weise einverstanden, was sich in dem Brief des Amtes 37 an den Oberstadtdirektor vom 05. Dezember 1977 widerspiegelte:
„[…] In einem Gespräch des Amtes 37 mit den Zugführern der ABC-Züge wurde eindeutig festgehalten, daß eine Rückführung zur Regieeinheit auf keinen Fall eine Erhöhung des Einsatzwertes mit sich bringen würde. Weiter wurde von den Zugführern und der Geschäftsführung der Freiwilligen Feuerwehr bekräftigt, daß die Integration in die Feuerwehr zu zufriedenstellenden Ergebnissen geführt hätte. Es wurde ausdrücklich erwähnt, daß eine fruchtbare Mitarbeit der ABC-Züge im Kreise der Freiwilligen Feuerwehr – auch bei Übungen – gegeben ist und zwar viel positiver als zu früheren Zeiten unter der Obhut des Amtes 38. […]“
Ein weiterer Punkt, der gegen eine Rückführung des II. ABC-Zuges sprach, war der Umstand, dass damit die wenigen Fahrzeuge und Geräte aus dem Einflussbereich der Feuerwehr entfernt würde. Dies würde bedeuten, daß der I. und III. ABC-Zug keine Ausbildung mehr betreiben könnte. Faktisch käme dies einer Auflösung zweier Züge gleich.
Die Antwort des Amtes 38 an das Amt 37/1 kam in Form einer Anordnung (15. Mai 1978):
„[…]Der bisherige II. ABC-Zug nimmt ab sofort die Aufgaben der ABC-Abwehr im Katastrophenschutz der Stadt Wuppertal wahr und erhält die taktische Bezeichnung „I. ABC-Zug Wuppertal (FFw)“ Wegen der Wichtigkeit der Aufgabe wird die Stärke des Zuges auf 1/49 festgesetzt.
Die vorhandenen und noch auszuweisenden Kraftfahrzeuge sind ausschließlich für Ausbildungs- und Einsatzaufgaben im I. ABC-Zug einzusetzen. Einem anderweitigen Einsatz der Ausrüstung und der Kraftfahrzeuge wird nicht zugestimmt.
Standort der Einheit ist Wuppertal-Langerfeld, Am Dornloh[…]“
Anscheinend hatte der damalige Amtsleiter des Amtes 38 seine Kompetenzen etwas überschritten, denn in der Antwort des Amtes 37 wurde dargelegt, dass allein der Hauptverwaltungsbeamte die Weisungsbefugnis gegenüber den öffentlichen Einheiten und Einrichtungen und nicht der Amtsleiter (Amt 38) hat. Somit war die Anordnung nichtig und das Amt 37 machte dem Amt 38 am 22. Mai 1978 folgenden Vorschlag:
„[…]Auflösung eines ABC-Zuges im Zuge des natürlichen Abganges der auf 10 Jahre verpflichteten Helfer
Übernahme von ABC-Helfern auf freiwilliger Basis in andere Züge, u.a. in den aufzustellenden Veterinärzug
Intensive Zusammenarbeit des ABC-Dienstes und der Berufsfeuerwehr mit der insgesamt in Wuppertal zur Verfügung stehenden Ausrüstung auf dem ABC-Gebiet[…]“
Bei einem Gespräch zwischen den Ämtern 10, 37 und 38 am 22. September 1978 wurde dann festgelegt:
„[…] In Wuppertal wird nur ein ABC-Zug aufgestellt. […]“
Die Begründung hierfür war, dass durch den Erlass des Innenministers des Landes Nordrhein-Westfalen vom 8. April 1969, mit Wirkung vom 1. April 1969, die Stärke des ABC-Dienstes innerhalb des Katastrophenschutzes für Wuppertal mit 38 Helfern = 1 Zug festgelegt wurde. Diese Stärke wurde 1970 durch den Regierungspräsidenten in Düsseldorf bestätigt und bis Oktober 1970 fortgeschrieben.
Daraufhin wurde vereinbart, dass
- eine Rückführung des ABC-Dienstes in Regieeinheiten des Amtes 38 nicht erfolgt
- das Amt 37 sich bemühen wird, die z.Z. bestehenden drei ABC-Züge in Zusammenarbeit mit den ABC-Zugführern auf einen Zug zu reduzieren, wobei die überzähligen Helfer in den übrigen Einheiten des Katastrophenschutzes untergebracht werden sollen.
Es dauerte danach gut ein Jahr, bis am 13. August 1979 der Oberstadtdirektor den nachfolgenden Entscheidungsvorschlag als Verfügung (Organisation des ABC-Dienstes) in Kraft setzte:
„Für die Aufgaben des ABC-Dienstes wird ein ABC-Zug in Übersollstärke mit einer 100%-tigen Personalreserve gebildet. Der Zug wird organisatorisch der Freiwilligen Feuerwehr angegliedert; für personelle Betreuung ist das Amt 37 zuständig. Die Personalstärke des ABC-Zuges wird auf 84 Helfer festgesetzt. Hiermit soll sichergestellt werden, daß bei personellen Ausfällen ausgeglichen werden kann und ggfs. bei Bereitstellung des Materials für einen zweiten ABC-Zug genügend ausgebildete Helfer vorhanden sind.“
Als Konsequenz dieser Verfügung fand im Oktober 1979 ein Gespräch statt, wobei vereinbart wurde, daß der Zugführer des ABC-Zuges in Übersollstärke durch die Organisation (Freiwillige Feuerwehr) bzw. durch den Amtsleiter 37 und durch den HVB bestätigt werden muss. Anschließend sollten 84 qualifizierte und ausgebildete Helfer aus den bestehenden drei ABC-Zügen im Einvernehmen mit dem neuen Zugführer ausgewählt werden; ihre Fortbildung fand im Katastrophenschutzzentrum „Am Dornloh“ statt. Mit den übrigen Helfern (ca. 25-30) wurde eine ABC-Ausbildungsgruppe für den kommunalen ABC-Schutz gebildet, die auch die Ausbildung der ABC-Trupps aller Fachdienste der Freiwilligen Feuerwehr durchführte. Sowohl die Grundausbildung für die neu verpflichteten Helfer als auch die Ausbildung der ABC-Trupps aller Fachdienste der Freiwilligen Feuerwehr sollte in der Feuerwache „Am Brögel“ betrieben werden. Um die rechtlichen Bedenken des Amtes 38 auszuräumen sollte der ABC-Zug in den kommenden 2-4 Jahren auf 50-55 Helfer reduziert werden.
Im Januar des Jahres 1980 wurde dann festgelegt, wer die Führungspositionen im ABC-Dienst übernehmen sollte. Die Gesamtleitung alle ABC-Züge der Verstärkung und des kommunalen Teiles hatte Horst Karrenberg; in dieser Funktion war er der erste Einheitsführer. Als Zugführer des 1. ABC-Zuges der Verstärkung wurde Manfred Landau benannt. Die Kameraden Hans Metzler und Claus Kannenberg übernahmen die Funktion als Zugführer des kommunalen Teils und der Ausbildungsgruppe.
Neben der personellen Besetzung des ABC-Dienstes wurden die Aufgaben der Ausbildungsgruppe und der kommunalen Einsatzgruppe festgelegt. Die ABC-Helfer sollten auch in Zukunft neben ihrer rund zweijährigen Ausbildung zum ABC-Helfer auch eine 70-stündige Brandschutzerziehung erhalten (TM1). Die kommunale Einsatzgruppe sollte für den ABC-Schutz unterhalb der Katastrophenschwelle ausgebildet, ausgerüstet und eingesetzt werden.
Mit neuen Aufgaben und einem neuen Dienstherrn versehen, könnte man meinen, es wäre endlich Ruhe in den ABC-Dienst gekommen. Doch dem war nicht so.
Hatte man bei der Übernahme des ABC-Dienstes noch Probleme mit der großen Anzahl von Helfern, wandelte sich diese Situation im Jahre 1981 schlagartig. Bis Ende 1982 endete bei 42 der derzeit 95 Helfer die 10-jährige Verpflichtungszeit; nochmals 26 Helfer schieden im Jahre 1983 aus. Somit war die Zugstärke und die Personalreserve von 100% stark gefährdet. Das Ausscheiden der Helfer war eine direkte Reaktion auf die verschiedenen, in der Vergangenheit erlassenen Anordnungen, die die Motivation der Helfer negativ beeinflusst hat.
Der Leiter der Feuerwehr kam auch zum Schluss, dass dieser Personalabgang nicht komplett mit Neuverpflichtungen aufzufangen ist. Um die Reduzierung des ABC-Personals aufzufangen, hatte er vorgesehen, den ABC-Zug mit den Kräften aus dem kommunalen ABC-Bereich aufzufangen. Mittelfristig sollten jährlich mindestens 10 bis 15 Helfer neu verpflichtet werden, um die Sollstärke von 84 Helfern zu erhalten.
Ende 1981 stellten der Wehrführer und der Zugführer des ABC-Dienstes in einem Brief an die Verantwortlichen fest, dass bei einem weiteren Personalschwund der ABC-Dienst seine Aufgaben nicht mehr in vollem Umfang wahrnehmen kann. Die Verfügung des Oberstadtdirektors wurde in Frage gestellt. Eine Antwort auf dieses Schreiben konnte nicht gefunden werden.
Der Personalstand erreichte in den kommenden Jahren nicht mehr die erforderten 84 Helfer; er pendelte sich jedoch bei rund 50 Helfern ein.
1982 wurde ein weiterer Schritt zur Integration in die Freiwillige Feuerwehr getan. Die bis dahin von allen Helfern des ABC-Dienstes getragenen weißen ZS-Helme mussten gegen die üblichen Feuerwehrhelme ausgetauscht werden.
Bis zum Jahre 1986 gab es keine größeren Probleme im ABC-Dienst. Der ABC-Zug „Am Dornloh“ und die kommunalen Ausbildungsgruppe „Am Brögel“ versahen ihren Dienst, wobei man feststellen musste, dass die Zweiteilung in keiner Weise der Kameradschaft diente. Es gab richtige Konkurrenzkämpfe zwischen den beiden Standorten